Vier neue E-Busse für Vorarlberg

Seit dem Frühjahr 2020 sind österreichweit in Vorarlberg die ersten E-Busse im Überland-Linienbetrieb unterwegs. Die klimafreundlichen E-Busse fahren auf den Strecken zwischen Bludenz, Feldkirch bis nach Götzis - zur Freude der BuslenkerInnen und der Fahrgäste.

31.03.2020

Leonore Gewessler, Bundesministerin für Mobilität und Johannes Rauch, Vorarlberger Mobilitätslandesrat bei der Präsentation der E-Busse am 22. Februar 2020. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis
Leonore Gewessler, Bundesministerin für Mobilität und Johannes Rauch, Vorarlberger Mobilitätslandesrat bei der Präsentation der E-Busse am 22. Februar 2020. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis
Mathias Schönherr, Verkehrsleitung ÖBB-Postbus Vorarlberg, zeigt das Innenleben des E-Busses. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis.

Ins Schwärmen geraten Fahrgäste und BuslenkerInnen, wenn sie auf die ruhige Fahrweise der E-Busse zu sprechen kommen. So erzählt Michael Steinlechner, Reporter bei der Neuen am Sonntag, in seinem Bericht von einer Fahrt mit dem neuen E-Bus von Feldkirch nach Rankweil vom großen Unterschied, der im Inneren und während der Fahrt sofort bemerkbar sei. Das liegt zum Einen an den fehlenden Vibrationen, die sonst üblich von einem Verbrennungsmotor verursacht werden und zum Zweiten am Beschleunigen und Bremsen ganz ohne Ruckler aufgrund des Elektromotors.

Der Vorarlberger Linienbusverkehr verfügt bereits seit Längerem über eine moderne und relativ „junge“ Busflotte mit effizienten Antrieben und entsprechend geringem CO2-Ausstoß. Eine Steigerung der Umweltverträglichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel lässt sich allerdings unter anderem mit Hilfe elektrisch angetriebener Linienbusse erzielen. Für E-Busse, deren Fahrbetrieb mit Ökostrom erfolgt, ergibt sich unter der Berücksichtigung der erhöhten Herstellungsemissionen für die Batterie im Vergleich zu einem modernen Dieselbus (EURO VI) eine CO2-Einsparung von über 90 Prozent über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeuges. Ein Grund auf den E-Bus zu setzen.

Seit mehreren Jahren an alternativen Antrieben gearbeitet

Die Verkehrsverbund Vorarlberg GmbH (VVG) arbeitet bereits seit mehreren Jahren mit alternativen Antrieben. Bereits 2014 wurde ein erster Testbetrieb eines rein elektrisch angetriebenen Linienbusses durchgeführt. In den darauffolgenden Jahren wurden die Linienverkehre des Landes auf deren Eignung für den Einsatz von Elektro-Linienbussen untersucht und im Jahr 2017 die entsprechenden Anforderungen an die Fahrzeuge definiert. Gemeinsam mit dem Busunternehmen ÖBB-Postbus GmbH und dem Land Vorarlberg engagiert sich die VVG seit Anfang 2018 in einem konkreten Beschaffungsprojekt für Elektro-Linienbusse, welche für ausgewählte Linienverkehre innerhalb des Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) eingesetzt werden können. Der auf E-Bus spezialisierte Fahrzeugbauer, der den Auftrag für die Lieferung von vier E-Bussen erhalten hatte, konnte den Vertrag 2018 jedoch nicht erfüllen. So dass eine Neuausschreibung notwendig wurde. Diese konnte das französische Unternehmen Iveco für sich entscheiden.

Wir sind sehr stolz darauf, dass die ersten elektrisch angetriebenen Busse mit Reichweiten von bis zu 290 Kilometer in Vorarlberg fahren.
Johannes Rauch, Mobilitäts-Landesrat

Seit Ende Februar 2020 auf den Linien unterwegs

Seit Ende Februar 2020 fahren nun die ersten vier E-Busse auf den Linien zwischen Bludenz über Feldkirch nach Götzis. Gebaut wurden die Fahrzeuge von der Firma IVECO Heuliez in Frankreich und sind somit zu hundert Prozent ein europäisches Produkt.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass die ersten elektrisch angetriebenen Busse mit Reichweiten von bis zu 290 Kilometer in Vorarlberg fahren. Zudem sind die vier E-Busse zwölf Meter lang. Das gibt es bisher in ganz Europa nicht,“ schwärmt Mobilitätslandesrat Johannes Rauch.

Das Ziel des Landes Vorarlberg und des Verkehrsverbundes ist es, möglichst viele wertvolle Erfahrungen mit den elektrisch betriebenen Bussen im Linienverkehr zu sammeln.  „Auf diese Weise sind wir gerüstet für die anstehende Herausforderung, unsere Busflotte verstärkt durch emissionsfrei betriebene Fahrzeuge umzurüsten,“ erläutert Christian Hillbrand, Geschäftsführer Verkehrsverbund Vorarlberg. So sieht die 2019 verabschiedete Clean Vehicle Richtlinie vor, dass nach dem 2.8.2021 im ersten Verpflichtungszeitraum bis Ende 2025 mindestens 45 Prozent aller von öffentlichen Unternehmen neu beschafften Busse „saubere Straßenfahrzeuge“ sein müssen. Davon muss die Hälfte emissionsfrei sein. Verkehrsverbund und Land wollen aber bereits vor Inkrafttreten dieser Richtlinie E-Busse einsetzen.

Weitere Herausforderungen müssen angegangen werden

Es gibt aber noch Herausforderungen zu meistern. Erfahrungen mit alternativen Antriebe in den vergangenen Jahren zeigen, dass die breitere Einführung dieser Antriebstechnologie beim derzeitigen Stand der Technik aus zweierlei Gründen nicht unproblematisch zu sehen ist. Gerade in alpinen Lagen erreichen die E-Busse derzeit noch keine große Reichweite, um den Verkehrsbetrieb sicher gewährleisten zu können. Auch im dichten urbanen Verkehr wie im unteren Rheintal stoßen E-Busse in ihren Reichweiten ohne zusätzliche Infrastrukturausbauten an ihre Grenzen.

Aus einer vorangegangenen Markterkundung wurde die Erkenntnis gewonnen, dass aktuell nur ausgewählte Spezialhersteller in der Lage sind, entsprechend geeignete Fahrzeuge in der notwendigen Serienreife und entsprechenden Stückzahl herzustellen und zu liefern. Die Produktionskapazitäten dieser Hersteller sind jedoch derzeit noch stark beschränkt. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie ist ein Lieferengpass mit Lieferverzögerungen von mehr als einem Jahr sowie überproportionale Preissteigerungen zu erwarten.

„Wenn die ersten vier Fahrzeuge jetzt einen erfolgreichen Betrieb vorweisen mit Heizung im Winter und Klimaanlage im Sommer sollte einer weiteren Bestellung und somit einem weiteren Ausbau der Elektrifizierung im ÖPNV nichts mehr im Wege stehen. Bei einem Preis von ca. 580.000 Euro pro E-Bus wird aber die öffentliche Hand zukünftig noch mehr gefordert sein, zusätzliche Mittel für den Ausbau des ÖPNV ebenso wie für eine technisch und betrieblich beherrschbare Umstellung auf saubere Antriebsarten zur Verfügung zu stellen,“ gibt Hillbrand zu bedenken.

Leonore Gewessler, Bundesministerin für Mobilität und Johannes Rauch, Vorarlberger Mobilitätslandesrat bei der Präsentation der E-Busse am 22. Februar 2020. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis
Leonore Gewessler, Bundesministerin für Mobilität und Johannes Rauch, Vorarlberger Mobilitätslandesrat bei der Präsentation der E-Busse am 22. Februar 2020. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis
Mathias Schönherr, Verkehrsleitung ÖBB-Postbus Vorarlberg, zeigt das Innenleben des E-Busses. Quelle: Land Vorarlberg/Dietmar Mathis.