Feldkirch, der 17. Juli - Der Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) hat heute am neuen Busterminal des Bahnhofs Feldkirch die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres 2019 präsentiert. Neben den weiter wachsenden Fahrgastzahlen – rund 75.000 Personen besitzen eine Jahreskarte – stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen der Digitalisierung und Dekarbonisierung. „Gerade in Zeiten der Klimakrise ist es wichtig, dass wir im öffentlichen Verkehr verstärkt auf umweltfreundliche Antriebe wie den E-Bus setzen. Corona hat noch einmal deutlich gemacht, dass unser Weg, digitale Services zu stärken, der Richtige ist“, berichtet Mobilitätslandesrat Johannes Rauch.
Das Jahr 2019 stand ganz im Zeichen der Klimakrise: Anstatt zu sinken, sind in Österreich in diesem Jahr die CO2-Emissionen des Verkehrs zum fünften Mal infolge gestiegen. Auch in Vorarlberg ist der Verkehr für knapp mehr als die Hälfte von Vorarlbergs CO2-Emissionen verantwortlich und damit der größte Emittent. Tatsache ist, dass in Vorarlberg der CO2-Ausstoß reduziert werden muss. Ein wichtiger Hebel hierfür bleibt auch der öffentliche Verkehr.
Das vergangene Jahr war ein Rekordjahr für den öffentlichen Verkehr in Vorarlberg mit einem Spitzenwert an verkauften Jahreskarten: Verglichen mit dem Jahr vor der Einführung der maximo Jahreskarte 2013 hat sich die Zahl der verkauften Jahreskarten sechs Jahre später um 50 Prozent auf 75.529 Stück erhöht. 2019 wurden 2.231 Tickets mehr verkauft als noch im Jahr 2018 – ein Plus von vier Prozent. „Sechs Jahre nach dem Start zeigt sich deutlich, dass das Jahresticket maximo ein Erfolgsprodukt ist. Aus gelegentlichen Nutzerinnen und Nutzern von Bus und Bahn wurden regelmäßige Fahrgäste. Die Akzeptanz in der Vorarlberger Bevölkerung ist groß“, freut sich der Mobilitätslandesrat.
Bus und Bahn: Ein überzeugendes Angebot schafft Nachfrage
Die Erlöse aus Fahrkartenverkäufe inklusive SchülerInnen-Freifahrt lagen 2019 bei rund 49,6 Mio. Euro. „Das sind etwa 38 Prozent des Finanzbedarfs für den öffentlichen Verkehr in Vorarlberg“, informierte Christian Hillbrand, Geschäftsführer Verkehrsverbund Vorarlberg. Weitere 20,3 Prozent steuert das Land bei, 23,4 Prozent der Bund und 18,6 Prozent die Gemeinden bzw. Regionen. In Summe wurden rund 131 Millionen Euro aufgewendet. „Um den Klimaschutz zu stärken, lohnt es sich, in den öffentlichen Verkehr zu investieren. Nur ein überzeugendes Angebot von Tür zu Tür ohne Wartezeiten und mit Anschlusssicherheit schafft Nachfrage und kann letztlich für die notwendige Trendwende sorgen“, ist Rauch überzeugt.
„Warum sich Gemeinden so stark im öffentlichen Verkehr engagieren, liegt auf der Hand: Vor allem die Gemeinden, die gut an den öffentlichen Verkehr angebunden sind, bleiben für die Bevölkerung attraktiv und wachsen. Leistbare und umweltbewusste Mobilität ist längst zu einem entscheidenden Faktor für die Standort- und die Lebensqualität in Vorarlberg geworden. Allein im Oberen Rheintal und in der Stadt Feldkirch haben wir 16.845 JahreskartenbesitzerInnen – ein Plus von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, berichtet Roman Kopf, Gemeindeverbands-Obmann Landbus Oberes Rheintal.
Mund-Nasen-Schutz weiterhin verpflichtend im Öffentlichen Verkehr
Der Mund-Nasen-Schutz (MNS) ist ein wichtiger Bestandteil, um die Sicherheit und Gesundheit der Fahrgäste in Bus und Zug zu schützen. Obwohl das Tragen des MNS rechtlich vorgeschrieben ist, mussten VVV und ÖBB feststellen, dass die Zahl des MNS-VerweigerInnen und auch die Aggressivität gegenüber den MitarbeiterInnen leider zuletzt zunahm. Deswegen wurde entschieden, dass ab kommendem Montag, den 20. Juli, in den Zügen ZugbegleiterInnen Fahrgäste ohne MNS mit einer Geldstrafe von 40 Euro belegen können. Für die Busse laufen die Abklärungen, um auch dort eine Sanktionsmöglichkeit zu haben. „Wir haben bisher auf die Eigenverantwortung der Fahrgäste gesetzt und appelliert, dass die Fahrgäste – auch aus Rücksicht auf andere – sich an die Vorgaben des Bundes zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in öffentlichen Verkehrsmitteln halten. Dies klappte zu Beginn der Einführung auch sehr gut, nur leider nahm die Bereitschaft zum Tragen des MNS in letzter Zeit ab. Deswegen werden neben Kontrollen durch die Polizei auch Sanktionsmöglichkeiten für Mobilbegleiterinnen und Mobilbegleiter notwendig“, so Landesrat Rauch.
Technische Herausforderung: 23,9 Mio. Linienkilometer mit 371 Fahrzeugen
Der öffentliche Linienverkehr mit landesweit 1.824 Bus- und 46 Bahnhaltestellen schafft ein attraktives Angebot in den 96 Gemeinden Vorarlbergs und darüber hinaus in die Grenzorte Tirols, Deutschlands sowie der Schweiz und Liechtensteins. In Summe wurden im vergangenen Jahr 23,9 Millionen Linienkilometer geleistet: circa 4,9 Millionen Kilometer legten die 32 Zuggarnituren von ÖBB und Montafonerbahn zurück, 19 Millionen Kilometer die 339 Linienbusse. „Der Vorarlberger Linienbusverkehr verfügt über eine moderne und relativ ‚junge‘ Busflotte mit effizienten Antrieben und entsprechend geringem CO2 Ausstoß,“ erläutert Hillbrand.
Diese Busse helfen nicht nur, den CO2 Ausstoß im Verkehr laufend zu reduzieren. Sie zeigen auch, dass Elektromobilität alltagstauglich ist.Mobilitätslandesrat Johannes Rauch
E-Busse als Teil der Mobilität der Zukunft
Eine Steigerung der Umweltverträglichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel lässt sich allerdings unter anderem mithilfe elektrisch angetriebener Linienbusse erzielen. Für E-Busse, deren Fahrbetrieb mit Ökostrom erfolgt, ergibt sich unter Berücksichtigung der erhöhten Herstellungsemissionen für die Batterie im Vergleich zu einem modernen Dieselbus (EURO VI) eine CO2-Einsparung von über 90 Prozent über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs. Ein Grund, auf den E-Bus zu setzen.
Bereits 2014 führte der VVV einen ersten Testbetrieb mit einem rein elektrisch angetriebenen Linienbus durch. Nach zahlreichen Untersuchungen und Probebetrieben starteten Anfang 2020 zum ersten Mal vier E-Busse österreichweit im Überland-Linienbetrieb auf den Linien zwischen Bludenz, Feldkirch bis nach Götzis: „Diese Busse helfen nicht nur, den CO2 Ausstoß im Verkehr laufend zu reduzieren. Sie zeigen auch, dass Elektromobilität alltagstauglich ist“, schwärmt Rauch. Seit knapp fünf Monaten fahren die E-Busse im Regelbetrieb und sind sowohl bei den BuslenkerInnen als auch bei den Fahrgästen äußerst beliebt. „Die Batterien haben eine lange Laufzeit und die Fahrgäste sind begeistert, wie leise und ruhig die Busse mit E-Antrieb sind“, erklärt Kopf. Im Herbst sollen nach einer Prüfung nochmals bis zu sechs neue E-Busse bestellt werden. „Das ist unter anderem auch deshalb notwendig, weil die 2019 verabschiedete Clean Vehicle Richtlinie vorsieht, dass ab Sommer 2021 mindestens 45 Prozent alle von öffentlichen Unternehmen neu beschafften Busse „saubere Straßenfahrzeuge“ sein müssen. Davon muss die Hälfte emissionsfrei sein. „Wir sorgen dafür, dass bereits vor Inkrafttreten dieser Richtlinien E-Busse auf Vorarlbergs Straßen unterwegs sind“, so Rauch und Hillbrand.Gerade im ländlichen Raum eignet sich der E-Bus ideal. „Die neuen E-Busse sind wegen ihrer Reichweite von bis zu 290 Kilometern und ihrer schnellen Ladezeit optimale Fahrzeuge für einige Strecken im Oberen Rheintal“, freut sich auch der Gemeindeverbands-Obmann Landbus Oberes Rheintal. Aufgrund ihrer Länge von zwölf Metern stehen sie den Diesel-Bussen auch vom Platzangebot her in nichts nach.
Die Coronazeit hat gezeigt, dass es vorausschauend war, auf die App FAIRTIQ zu setzen. Das kontaktlose und bequeme Lösen eines Tickets kam gut an. Bereits Ende Juni lag der Wert der zurücklegten Fahrten mit FAIRTIQ deutlich über dem Vorkrisenniveau.VVV-Geschäftsführer, Christian Hillbrand
Digitale Neuerungen
Gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten ist es wichtig, dass alle Fahrgäste einfach und kontaktlos digital auf alle Services und aktuelle Informationen zugreifen können. Neben der 2020 frisch gelaunchten Website www.vmobil.at und den Apps cleVVVer mobil und FAIRTIQ wird laufend an weiteren digitalen Lösungen gearbeitet. So startet noch heuer ein Self-Service-Portal als Teil des Konzepts „Mobility as a Service“.
FAIRTIQ
Ende September 2019 feierte die App FAIRTIQ, das vereinfachte Ticketingsystem am Smartphone, ihren ersten Geburtstag in Vorarlberg. Die Weiterentwicklung der FAIRTIQ-App erleichtert nicht nur das Bezahlen, sondern macht auch das Mitführen der Plastik-Jahreskarte für die KundInnen des ÖPNV in Vorarlberg obsolet. Dank FAIRTIQ ist der Ticketkauf mit einer einfachen Geste am Bildschirm erledigt. Das System merkt sich die per Bus und Bahn zurückgelegten Wege und optimiert den Fahrpreis für die NutzerInnen, Dabei ist es unerheblich, wie oft ein-, aus- oder umgestiegen wurde – es wird die günstigste Kombination aus Einzel- und/oder Tageskarten ermittelt und am Folgetag bargeldlos abgerechnet.
2019 verzeichnete der VVV über 18.000 registrierte NutzerInnen von FAIRTIQ sowie ca. 20.000 Fahrten pro Monat. Zudem wurden weitere Lösungen gefunden, um die Jahreskarte in Apps abzuspeichern und über das Smartphone mitzuführen. Für Familien gibt es die Möglichkeit der Familienpass-App. SchülerInnen und Lehrlinge haben über die aha-Jugendinformationszentrum-App ihr SL+ Ticket immer mit dabei.
„Die Coronazeit hat gezeigt, dass es vorausschauend war, auf die App FAIRTIQ zu setzen. Das kontaktlose und bequeme Lösen eines Tickets kam gut an. Bereits Ende Juni lag der Wert der zurücklegten Fahrten mit FAIRTIQ deutlich über dem Vorkrisenniveau. Konkret wurde in der Woche Ende Februar 2020 über FAIRTIQ durchschnittlich 4100 Mal pro Tag Bus und Bahn gefahren, in der letzten Märzwoche (mitten in der Coronakrise) 356 Mal und in ersten Juliwoche 4800 Mal – ein Rekord!“, freut sich Hillbrand.
„Mobility as a Service“: Alle Angebote umweltbewusster Mobilität aus einer Hand
Der Zukunft der Mobilität ist die Verbindung umweltbewusster Mobilitätsformen und das zugehörige Konzept „Mobility as a Service“. Es bezeichnet ein umfassendes, über eine einheitliche, digitale Schnittstelle zugängliches Mobilitätsangebot. Dank Digitalisierung und Smartphone können sich Jahreskarten-KundInnen zukünftig über ergänzende Angebote wie Carsharing oder Radboxen auf einem Self-Service-Portal informieren und sich direkt dort für diese registrieren. Somit ist eine Anmeldung zu unterschiedlichen Mobilitätsangeboten komfortabel über eine einzige Plattform möglich und die VMOBIL Card kann anschließend als Schlüssel verwendet werden. Ab Spätsommer sind auch die ersten neuen Radboxen an den Bahnhöfen in Rankweil und Hohenems verfügbar und online buchbar. Weitere Radboxen folgen im Herbst an den Bahnhöfen in Lauterach und Lustenau. Schrittweise kommen weitere Bahnhöfe und Mobilitätsknotenpunkte dazu. Fahrradboxen bieten RadlerInnnen und ihren Fahrrädern einen hohen Grad an Sicherheit und Komfort. „Wir arbeiten verstärkt daran, dass unsere KundInnen mit der VMOBIL Card nicht nur wie bisher Bus und Bahn sowie die Angebote von Carsharing nutzen, sondern damit auch ihr Fahrrad sicher und bequem in einer Radbox abstellen oder zukünftig ein Fahrrad leihen können und noch vieles mehr“, gibt der VVV-Geschäftsführer einen Ausblick.